Der 24. April 2014 – ein Tag, den wir nie in unserem Leben wieder vergessen werden – wurde uns doch an diesem Tag eindrucksvoll gezeigt, wie dicht Freud und Leid manchmal beieinander liegen.
Um 00:02 Uhr – bekam Tom einen Anruf auf sein Handy. In den letzten Wochen nichts ungewöhnliches, da wir unsere tragenden Stuten mit dem Warnsystem Birth Alarm ausgestattet hatten. Anfangs waren die Sender, die mittels eines Gurtes am Körper der Stute befestigt werden, noch nicht richtig programmiert, so dass wir teilweise in einer Nacht bis zu 60 Anrufe bekamen. Nachdem das Feintuning an den Sendern programmiert war, hatten wir weitestgehend Ruhe. Bis auf wenige Fehlalarme an den Vortagen- und nächten war alles ruhig. Bis eben zu diesem Moment am 24.04.2014 um 00:02 Uhr. Tom schmiss sich in seine Klamotten (die immer schon parat lagen) zog sich seinen Hut auf (mit einer Grubenlampe ausgestattet *lach* ) und schwang sich auf seinen Drahtesel. Kurze Zeit später bekam Heike die Info, dass es wohl augenscheinlich bald losgehen könne bei Lady. Unsere Feriengäste Martin, Andrea und die 12-jährige Tochter Miriam, die sich gerade einen entspannten Urlaub hier mitten in der Pampa erhofft hatten, wurden gleich mit aus dem Bett geklingelt uns los ging es im Auto zur Weide. Keine viertel Stunde nach Tom´s Anruf kamen wir dort an. Lady hatte bereits wenige Minuten zuvor abgefohlt, aber Tom´s Gesicht sah ganz und gar nicht vielversprechend aus. 🙁 Irgendwie hatte Heike gerade ein „Dejá vu“. Die gesamte Situation erinnerte doch sehr an den 09.Mai 2011, als unser Gino tot auf die Welt kam. Das kleine Stutfohlen zeigte keinerlei Reflexe und hatte keine Atmung. Aber ein recht kräftiger Herzschlag war vorhanden. Also begannen wir sofort mit der Mund-zu-Nase-Beatmung, aber es war nicht spürbar, dass etwas von unserer Luft in der kleinen Lunge ankommt. Minutenlang machten wir weiter… allerdings wurde der Herzschlag immer schwächer. Es grenzte an ein Wunder, endlich einen Tierarzt an den Hörer zu bekommen. Endlich erreichten wir einen, der sich auch sofort auf den Weg machte. Allerdings kam er aus dem 23 km entfernten Salzwedel. Kurz nach 1 Uhr traf er endlich ein, konnte aber leider bei dem kleinen Stutfohlen nur noch den Tod feststellen. 🙁
Was soll ich sagen? Wir waren einfach fertig mit der Welt, als wir akzeptieren mussten, dass wir dieses Mal den Kampf gegen die Natur verloren hatten. Das tote Fohlen mitsamt Nachgeburt wurde erst einmal in Sicherheit gebracht, und sollte am nächsten Morgen eine würdige Bestattung finden. Gegen 2 Uhr machte Heike sich im Internet sofort auf die Suche nach Waisenfohlen. Lady hatte viel Milch und sollte Mounty´s Geburt reibungslos verlaufen, wollten wir nicht, dass ihr Fohlen alleine aufwächst. Auch bei Facebook wurde es gepostet und auf fleissiges Teilen gehofft (danke hier noch einmal an alle, die uns so prima unterstützt haben). Schliesslich wurde ein Forum gefunden, in dem man sofort und kostenlos eine Anzeige schalten konnte, was auch sofort in die Tat umgesetzt wurde. Im Nachhinein stellten wir fest, dass wir unsere Spotted-Saddle-Horse-Stute in einem „Zugpferde“ – Forum inseriert hatten aber was soll´s. Wir waren todmüde und wir waren erst mal froh, wenn es überhaupt einer liest… Nachdem wir dann völlig aufgewühlt ins Bett gingen und langsam eindösten, klingelte um kurz vor 4 Uhr wieder Tom´s Handy. Heike´s erster Gedanke :“Och nee! Jetzt auch noch Mounty!“ liess sie wie mechanisch aufspringen und in ihre Klamotten hüpfen. Es war aber nicht Mounty´s Wehenalarm, sondern der Anruf eines sehr sympathisch klingenden Herrn aus dem Emsland, der sich auf unsere Anzeige hin meldete. Er hatte ein knapp vier Wochen altes Stutfohlen (Warmblut-Friesen-Mix), dessen Mutter gerade vor einer halben Stunde an einer Kolik verstorben war. Das erste Mal seit dem Tod des neuen Lebens hatten wir das Gefühl, dass es noch tragischere Fälle gibt als unseren. Wir fassten neuen Mut, wollten helfen. Und die netten Menschen machten sich mitsamt ihrem Fohlen unverzüglich auf den Weg. Zwischen 8 und 9 Uhr sollten sie bei uns sein. Wir blieben telefonisch in Kontakt und durch den ein oder anderen Stau verzögerte sich ihre Anreise. Zum Glück!!! Denn um 09:20 ging auf Tom´s Handy ein Wehenalarm von Mounty ein. Heike wurde ganz schlecht. Der Vorfall der letzten Nacht steckte uns allen noch sehr in den Knochen. Tom schwang sich wie gewohnt auf sein Fahrrad und kurze Zeit später bekam Heike telefonisch die Info, dass es bei Mounty los geht. Als sie mit dem Auto auf der Wiese ankam, sah sie schon von weitem einen heulenden Tom, der vor einer liegenden Mounty kniete. Wieder wurde ihr schlecht und man rechnete gleich wieder mit dem schlimmsten. Dann kam endlich das erlösende „Daumen hoch“ von Tom, und ganze Gebirge fielen vom Herzen. Kurz und knapp : Der kleine Mann und seine Mama Mounty haben eine absolute Bilderbuchgeburt hingelegt. Um 09:30 Uhr durften wir den kleinen „Morgan´s Mount Wilson“ willkommen heissen. Er war sofort munter und quirlig und versuchte nach wenigen Minuten bereits aufzustehen. Alles lief reibungslos. Der Tierarzt traf kurze Zeit später ein (zum 2. Mal an diesem Tag) und bestätigte, dass alles wunderbar verlaufen sei.
Etwa 2 Stunden später trafen dann endlich die netten Menschen – Elisabeth und Josef – aus dem Emsland ein und wir waren uns alle auf Anhieb symphatisch. Nach einem Kaffee und ein paar belegten Brötchen beschlossen wir, die immer noch trauernde Lady (sie stand wirklich den ganzen Morgen an genau der Stelle, wo ihr Baby verstorben war) und das verwaiste Stutfohlen in unserem Roundpen zusammenzuführen. Gerade gross genug, um sich aus dem Weg gehen zu können aber nicht gross genug, um wegzulaufen. Die Männer leisteten wirklich ganze Arbeit. Etwa 2 1/2 Stunden legten sie immer und immer wieder das Fohlen an Lady´s Zitzen an, bis es endlich gierig zu saugen begann. Logisch, das kleine Wesen hatte seit etwa 12 Stunden keinen Tropfen Milch mehr bekommen. Lady wurde anfangs am Halfter gehalten, da sie etwas rumzickte. Aber nach und nach wurde sie ruhiger und lies das Fohlen gewähren. Zuletzt konnten wir das Halfter bei Lady abnehmen und die beiden im Roundpen alleine lassen. In den kommenden Stunden brauchte Lady teilweise noch Hilfestellung und Beruhigung durch uns, wir konnten jedoch bereits mehrfach beobachten, dass sie das Fohlen auch ohne unsere Hilfe gewähren liess. Da das Fohlen noch gar keinen Namen hatte, überlegten wir uns gemeinsam, wie es heissen könne. Da es auf jeden Fall ein Name mit „D“ sein sollte und wir unser totes Fohlen „Morgan´s Lady Deborah“ nennen wollten, nannten wir es spontan „Debby“. Willkommen auf der NTH-Ranch und bei Deiner neuen Adoptivmama Lady!
Elisabeth und Josef reisten mit einem guten Gefühl gegen 15 Uhr wieder ab – hatten sie doch noch eine weite Heimreise zu bewältigen. Uns hat dieser Tag vieles gebracht : Nicht nur 3 Fohlen, von denen eines gleich über die Regenbogenbrücke ging – sondern auch viel Erfahrung, Hoffnung, Tränen (darunter viele der Freude) und das Glück, tolle Menschen kennengelernt zu haben.
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April 24, 2014 – a day we will never forget in our live – again we learned how close joy and sorrow can be.
At 00:02 am – Tom got a call on his cell phone. Not unusual during the last weeks, since we had installed Birth Alarm at our pregnant mares. Initially the transmitter attached by a strap around the body of the mare were not properly programmed, so we sometimes received up to 60 calls within one night. After fine tuning its programming the calls became less. Only a few false alerts the previous days and nights everything was quiet. Until just this moment on 2014-04-24 at 00:02 a.m.. Tom jumped into his clothes (which were always ready) pulled his hat (equipped with a miner’s lamp *laughing* ) and jumped on his bike. Shortly Heike got the info it probably could obviously start soon at Lady. Our vacation guests Martin, Andrea and their 12-year-old daughter Miriam, who came for a relaxing vacation here in the middle of nowhere, did the same: we called them of the bed and went with the pick-up to pasture. Less than a quarter of an hour after Tom’s call we got there. Lady just has given birth a few minutes earlier, but Tom’s face was not at all promising. 🙁 Somehow Heike just had a „deja vu“. The whole situation reminded her very much to May 09, 2011, when our Gino was born. The little filly showed no reflex and no breathing. But we could see and feel the heartbeat. So we immediately began mouth-to-nostril breathing, but iwe couldn´t feel the given breath reaches its small lungs. Minutes long we kept going … but the heartbeat was getting weaker. After calling every vet we work with we got one on the phone. After explaining the situation the vet immediately got on his way to the ranch. However, he came from Salzwedel, about 15 miles (23 km) away. Shortly after 1 a.m. he arrived, but unfortunately he was only able to determine the little filly´s death.
What can I say? We were done, and we had to accept we lost the battle against mother nature this time. The dead foal together afterbirth was once brought to safe place untill we will burry it the next morning. It was about 2 a.m. when Heike went on the internet to immediately search for orphan foals. Lady had a lot of milk and should Mounty ’s birth go smoothly , we did not want her foal grow up alone. Placing a post at Faceboo and hoping for having it shared (thank you here once again to all who have supported us so well) she finally, a forum was found, in which you could place an add immediately and free of charge, which was immediately placed into action. Later on we realized that we placed our Spotted Saddle Horse mare in a „draft horse“ forum but what the heck. We were tired and we hoped somebody will ever read it… After going to bed and slowly falling asleep Tom´s cell phone rang again at 4 a.m. Heike’s first thought: „Oh no, now Mounty!“ Machanically we jumped up and back into the clothes. But it was not Mounty’s being in labor alert, it was a call of a very sympathetic sounding gentleman from Lower Saxony, who has read our message in one of the forum. He told us he has a nearly four-week-old filly (Warmblood-Friesian Mix), whose mother just past away just half an hour ago due to a colic. For the the first time after the death of a new life we felt there are even more tragic cases than ours. Making up our courage, we wanted to help. And right after the call those nice people immediately started their trip to us together with their foal. Between 8 a.m. and 9 a.m. they should be with us. We stayed in touch by phone and because of bad traffic during their travel the arrival was delayed. Fortunately! At 09:20 a.m. we got another alert from Mounty on Tom’s cell phone. Heike felt quite bad. The incident of last night was still present. Tom swung himself as usual on his bike and a short time later Heike´s phone got the info we have to go to see Mounty. When she arrived with the pick-up at the pasture, she saw a howling Tom, who was kneeling infront of a lying Mounty. Again she felt sick and expected the worst. Then finally came the redeeming „thumbs up“ from Tom, and all the mountains were taken from her heart. To make it short: Mounty has given birth to a little stallion like it is writen in a storybook. At 09:30 a.m. we were able to welcome the little stallion „Morgan’s Mount Wilson“. He was instantly alert and alive, and already trying to get up after a few minutes. Everything ran smoothly. The vet arrived a short time later (for the 2nd time that day) and confirmed that everything had gone wonderful.
About 2 hours later, we finally met the nice people who called earlier this morning – Elisabeth and Josef – from the Emsland. And we were all likable at first. After a coffee and a few sandwiches we decided to go for the still grieving Lady (she really stood the whole morning at the exact spot where her baby had died). We took the orphaned filly to our round pen. Just big enough to be able to go out of the way but not large enough to run away. Both men (Josef and Tom) really did a great job. For about 2 1/2 hours they put over and over again on the foal of Lady’s teat until it finally began to greedily suck. Logically, the little creature had not get a drop of milk more for about 12 hours. Lady was initially held by the halter, as she was not used to this situation at all. But gradually she became quieter to let the foal drink her milk. Later on we were able to remove the halter at Lady and we left both alone in the round pen. During the following hours Lady only needed some help of us, but we were able to observe several times that she let the foal drink even without our help. Since the foal came here with no name, we sat together to find a name. It should definitely be a name with a „D“ and since we wanted to name our dead foal “ Morgan’s Lady Deborah“, we called the little orphan spontaneously „Debby“. Welcome at the NTH-ranch and your new adoptive mom Lady!
At 3 p.m Elisabeth and Josef started their long journy back home, but with the good feeling having done the best for their foal. We enjoyed this day a lot. Not only getting 3 foals – one of them directly crossed the rainbow bridge – but also making a lot of experience. Hope, tears (including several of joy) and being lucky to meet great people.
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25. April 2014
Sitze vor dem PC und bin in eine andere Welt eingetaucht – in eure! Danke für diesen großartigen Text, ich hatte einen dicken Kloß im Hals und Tränen in den Augen.
25. April 2014
Danke Dir, Doris! Dann haben wir es wieder geschafft : Dass die Welt da draussen nachvollziehen kann, wie wir uns gestern gefühlt haben! 🙂
25. April 2014
Aber sowas von.
25. April 2014
Wow…rührend. Ich bin trotz allem hoch und runter diesen Tages, stolz auf euch. Ich glaube, ich hätte das alles nicht so verkraftet. Wünsche euch allen viel viel Spaß und Freude zusammen. Fühlt euch ganz doll gedrückt.
LG Utie
25. April 2014
Danke, Uti! 🙂
25. März 2016
Nice success Story, but we all know that we have the others…I know,
Congratulation, you have a lot of nice things going for you.